Am Freitag, den 26.01., machte sich der ev. Relikurs J2 auf den Weg zur Ausstellung Körperwelten, eine nicht selten kritisierte Ausstellung, die den menschlichen Körper durch Plastination detailreich präsentiert.

Um 9:00 Uhr trafen wir uns vor der Ausstellung. Nachdem der Kurs vollständig war, gab es erst eine kurze Einleitung zu der Ausstellung selbst und dann tauschten wir uns noch kurz über deren moralethische Konflikte aus. Unter den Leitfragen „Wie beeinflusst die Ausstellung unsere Wahrnehmung von Körper und Geist?“ und „Wird die Totenruhe durch das Ausstellen der Leichen beeinträchtigt?“ begaben wir uns dann um 10:00 Uhr in die Ausstellung.

Schritt für Schritt durchliefen wir dann die Ausstellung, welche als Rundgang konzipiert war. Zunächst kamen wir an Exponaten vorbei, die das menschliche Nervensystem detailliert darstellten. So kamen wir beispielsweise an einem Exponat vorbei, bei dem die Nervenbahnen des menschlichen Körpers vollständig sichtbar gemacht waren, was uns einen tiefen Einblick in die komplexe Vernetzung und Funktionsweise unseres Nervensystems ermöglichte. Weitergehend erhielten wir Einblicke in verschiedene Organe, die von Krankheiten betroffen oder beschädigt waren, und wir erfuhren über Infotexte beispielsweise, dass 50 % unseres Glücksempfindens genetisch bedingt ist.

2024 01 Koerperwelten 1An einer weiteren Station konnten wir zum einen unser Stressniveau messen lassen und zum anderen eine Einschätzung unseres Alters, Geschlechts sowie unserer emotionalen Verfassung erhalten, welche dann auf einem Bildschirm angezeigt wurden. Die Genauigkeit dieser Analysen variierte, wobei sie bei manchen Teilnehmern präziser und bei anderen weniger genau ausfielen.

Neben den anatomischen Erkenntnissen konfrontierte die Ausstellung uns auch mit ethischen Fragen. Zum Beispiel: Stellt das Präsentieren von menschlichen Körpern eine Verletzung der Menschenwürde dar, auch wenn dies zu Bildungszwecken geschieht? Oder ist es eine Form der kommerziellen Ausbeutung von Individuen, selbst nach deren Tod?

Diese tiefgründigen Überlegungen begleiteten uns während des gesamten Rundgangs. Um uns weiter mit diesen Gedanken und Eindrücken auseinanderzusetzen, begaben wir uns nach dem 90 minütigen Rundgang gemeinsam in das nahegelegene Bergheim Kaffee. Dort führten wir eine Diskussion, fokussierten uns auf die moralische Fragestellung, ob plastinierte menschliche Körper und Organe in einem Museum ausgestellt werden sollten.

In unserer Diskussion kamen wir zu dem Schluss, dass die Körperwelten-Ausstellung zweifellos einen wissenschaftlichen Mehrwert bietet, da sie umfangreiche Einblicke in die menschliche Anatomie ermöglicht. Jedoch erkannten wir auch, dass der Schwerpunkt der Ausstellung nicht ausschließlich auf der Wissenschaft liegt, sondern teilweise auch auf der Faszination und Ästhetik des menschlichen Körpers. Wir gelangten zu der Einschätzung, dass aufgrund der vorherigen Zustimmung der Verstorbenen die Ausstellung nicht als kommerzielle Ausbeutung angesehen werden kann. Diese Sichtweise wird auch durch die Tatsache gestützt, dass in vielen Ländern die Körperspende für wissenschaftliche und Bildungszwecke legal und akzeptiert ist.

Dennoch mussten wir feststellen, dass aufgrund des nicht ausschließlich wissenschaftlichen Fokus der Ausstellung teilweise Bedenken hinsichtlich einer kommerziellen Ausbeutung bestehen. Diese teils kommerzielle Ausrichtung könnte daher auch den würdevollen Umgang mit den Verstorbenen beeinträchtigen.

Nach diesem intensiven Austausch unserer Argumente und Perspektiven und dem Leeren unserer Kaffeetassen schlossen wir die Diskussionsrunde um 13:00 Uhr ab, womit diese Exkursion ihren Abschluss fand.

Bilder und Text: Frederick Burda (Religion ev. J2)

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