Auf der Auftaktveranstaltung zum Musikgymnasium konnte die PR-AG zwei tolle Interviews mit Kultusministerin Theresa Schopper und OB Christian Specht führen.
Beide zeigten sich sehr nahbar und zugewandt und beantworteten die Fragen der Schüler:innenpresse mit viel Zeit und sehr freundlich. Da aus Platzgründen nur die Klassensprecherteams an der Eröffnung teilnehmen konnten richteten beide auch eine herzliche Grußbotschaft an unsere gesamte Schulgemeinschaft. Diese kann auf unserem Moll-YouTube-Kanal angehört werden!
Theresa Schopper: Seit dem 12. Mai 2021 ist Theresa Schopper die aktuell 14. Ministerin für Kultus, Jugend und Sport der baden-württembergischen Landesregierung.
1. Erinnern Sie sich an Ihre erste CD und welche Gefühle und Geschichten verbinden Sie damit? Ich bin schon so alt, dass es damals noch gar keine CDs gab. Da gab es Schallplatten. Meine erste Single, die ich mir gekauft habe, war „Am Tag als Conny Kramer starb“ von Juliane Werding. Das war meine erste Single. Ich glaube, dann kam Bachman-Turner-Overdrive, das war dann sozusagen die Band, die mich in den englischsprachigen Bereich einführte.
2. Und was ist Ihre derzeitige Lieblingsmusik? Also, ich habe gar nicht so eine Band, von der ich sage, dass ich der Ultrafan bin. Stattdessen höre ich wahnsinnig gerne Klassik. Wenn wir am Sonntag frühstücken, hören wir Klassik-Radio dazu. Ich fahre in den Osterferien nach Portugal, dafür habe ich mich schon ein bisschen mit Fado angefreundet. Aber ehrlicherweise bin ich da querbeet. Ich liebe Sukaro, die Chieftains, alles, wo Leute mit anderen Musikern zusammen spielen. Zum Beispiel bin ich auch ein großer Fan von der SWR-Hitparade. Wenn dann im Oktober nochmal gelistet wird, was die Leute am meisten gehört haben, kommt man zwar immer auf die gleichen ersten drei Gruppen, aber trotzdem ist es immer faszinierend, den Ritt durch die eigene Biografie zu machen. Denn Lieder haben immer ein Stück weit geprägt, in welchen Phasen man im Leben war, und dann fühlt man sich zurückgebeamt in Jugend, Studium, aber auch in anderen Bereichen, wo Musik das Leben mitbestimmt.
3. Spielen Sie selbst ein Instrument und warum haben Sie sich dafür entschieden? Ich wollte gerne Gitarre spielen, das hat dann aber nicht so richtig funktioniert. Ich komme aus einer Familie, in der wir nicht so viel Geld hatten. Und dann hieß es, weil mein Cousin auch gerne Gitarre spielen wollte, kriege ich die Gitarre von Mittwoch bis Sonntag, und er kriegt sie dann von Sonntag bis Mittwoch wieder. Da habe ich ihm aber gesagt, er soll sie lieber die ganze Woche nehmen und mich irgendwie dagegen entschieden. Wir kommen aus einer Familie, wo man in der Stadtkapelle mitgespielt hat. Da hätte ich Klarinette lernen sollen, und das war damals überhaupt kein sexy Instrument. Heute bereue ich es sehr, dass ich diese Chance nicht ergriffen habe, weil ich die Klarinette mittlerweile ein ganz tolles Instrument finde. Aber damals hatte ich irgendwie das Gefühl, dass man da nicht singen kann und irgendwie war es nicht cool genug. Ich hatte eher die Lagerfeuerromantik mit Gitarre, dass man damit unterwegs ist. Da hätte ich mit der Klarinette wahrscheinlich für mich die Musik nochmal mehr erschlossen, aber so ist es zu nichts gekommen.
4. Welchen Erfolg erhoffen Sie sich von der Institution „Musikgymnasium“ in Baden-Württemberg? Wir haben jetzt das fünfte Musikgymnasium. An allen Standorten, an denen Musikhochschulen sind, haben wir nun auch ein Musikgymnasium. Wodurch wir nochmals den Spagat schaffen, dass Talente, die die entsprechende Unterstützung an Schulen mehr brauchen, gefördert werden und Einerseits den universitären Bereich schon mal ein wenig kennenlernen und auf der anderen Seite, wenn sie Unterstützung brauchen im schulischen Alltag, nochmal mit Unterstützung den Unterricht nachgeführt bekommen. Insgesamt ist so ein Profil wie ein Musikgymnasium hoffentlich auch ausstrahlend an alle anderen Standorte. Weil auch wenn man immer sagt, es ist wichtig, dass wir lesen, schreiben, rechnen können, das stimmt, aber auch Musik, Kunst und Sport sind Bereiche, die im Leben allgemein auch nochmal einen großen Beitrag fürs Wohlbefinden leisten und da ist es umso wichtiger, dass alle Kinder an Schulen entsprechend mit Musik etwas Positives verbinden. Immer in der Hoffnung, dass einige dann auch Musiklehrerinnen und -lehrer werden.
5. Planen Sie weitere Schritte an Schulen im Ländle, um die musikalische Entwicklung und Förderung zu gestalten? Also, das Musikgymnasium hier in Mannheim war schon etwas, was wir auch mit speziellen Ressourcen hinterlegt haben. Insgesamt ist es aber so, dass Musik und die kreativen Fächer schon eine große Rolle spielen. Wir sehen es auch immer wieder: Bei „Jugend musiziert“ räumen wir ein Viertel aller Preise ab. Das deutet schon darauf hin, dass wir da einiges richtig machen.
6. Wie kann man sich als Schüler/in am besten mit Ideen daran beteiligen? Also, da gilt es natürlich immer erstmal in der eigenen Schule, in der SMV oder bei Musiklehrern – wenn es jetzt speziell um Musik geht – mit seinen eigenen Ideen aufzuschlagen. Denn ich glaube, eine Idee entwickelt sich ja auch. Man muss, wie in der Demokratie oft, erstmal Verbündete finden, um gleichzeitig mit einer Idee auf die Piste zu kommen, damit sie dann auch realisiert wird. Und dann erstmal immer vor Ort zu gucken. Wenn es dann Ressourcen kostet, mit den Vertreterinnen im Gemeinderat zu gucken oder auch die Bürgermeister zu kontaktieren. In den allermeisten Fällen, wenn es jetzt keine Unsummen kostet, ist oft auch eine hohe Bereitschaft zu unterstützen, wenn sich junge Leute engagieren.
Christian Specht: Seit dem 04. August 2023 ist Christian Specht Oberbürgermeister von Mannheim.
1. Erinnern Sie sich an Ihre erste CD und welche Gefühle und Geschichten verbinden Sie damit? Ja, ich muss zurücküberlegen. Also die erste CD, ich glaub die war von The Police, das ist die Band in der Sting zuvor gesungen hatte. Ich bin in einer Zeit großgeworden, da gab's noch Musikkasetten und Walkman und so was. Das war, als ich in der Schule war, ganz cool so einen Walkman zu haben und ich hab lange erst keinen gehabt und mich dann sehr gefreut.
2. Was ist Ihre derzeitige Lieblingsmusik? Ich höre schon eine große Breite an Musikrichtungen. Ich höre gerne Orgelmusik, also Charles-Marie Widor zum Beispiel, das ist ein Organist der mir viel Spaß macht. Leider kann ich die Orgel selbst nicht so gut spielen. Ich höre auch gerne klassische Musik, aber ebenso moderne Sachen, also Rea Garvey und Pop natürlich. Zu Jazz muss ich erst ein bisschen Zugang finden, aber es gibt ein tolles Jazzfestival auch in Mannheim, Enjoy Jazz, da gibts auch ganz tolle Sachen. Wenn man versteht wie fabelhaft da improvisiert wird, wie zusammengespielt wird, dann kriegt man einen besseren Zugang dazu.
3. Sie haben es ja schon angedeutet, Sie spielen auch selbst ein Instrument, warum haben Sie sich dafür entschieden? Beim Klavier bin ich durchgefallen beim Vorspiel, damals war das bei Béla Bartók tatsächlich und wie gesagt, da hab ich dann die Chance gehabt an der Kirchenorgel zu spielen. Das hat nicht geklappt, aber Weihnachtslieder und solche Geschichten krieg ich hin. Ich erinnere mich noch an ein ganz tolles Erlebnis im Schulorchester, da durfte ich mitspielen, Carmina Burana war das Stück. Also ich muss sagen, die Auftritte, das Üben, das Proben, das mit der Gruppe zu erleben, das war ganz toll.
4. Welchen Erfolg erhoffen Sie sich von der Institution „Musikgymnasium am Moll“ in Mannheim? Also erstmal ist das eine Riesenchance junge Talente über den normalen Musikunterricht hinaus zu fördern. Das passt auch super zu Mannheim, wir sind eine Musikstadt. Die UNESCO hat uns ausgezeichnet als "city of music". Wir haben eine lange Tradition über die Kurfürsten, über die Mannheimer Schulen, aber auch die Popakademie, die Musikschule, die Musikhochschule bis hin zur orientalischen Musikakademie. Im Prinzip ist in der ganzen Stadt irgendwo Musik drinnen. Und deswegen ist es toll, dass wir jetzt auch ein Gymnasium haben, was eben nochmal vertiefend und spezialisiert das Thema Musik als Schwerpunkt hat.
5. Planen Sie weitere Schritte an Schulen, um die musikalische Entwicklung und Förderung in Mannheim zu gestalten? Wir machen viel in der musikalischen Früherziehung, also das man schon in Kindertagesstätten spielen kann, in den Kindergärten, auch dort wo vielleicht auch Familien sind, die nicht so musikafin sind, wo die Eltern eben kein Musikinstrument spielen. Das man den Kindern auch die Chance gibt, diesen wunderbaren Kosmos der Musik aufzuschließen und sie heranzuführen an die Musik und vielleicht landen sie dann auch später am Moll-Gymnasium oder spielen ein Instrument oder begeistern sich auch für die anderen Angebote, die es in der Musikstadt Mannheim gibt.
6. Wie kann man sich als Schüler/in am besten mit Ideen daran beteiligen? Also ich glaub die Möglichkeiten in einem Orchester in Mannheim zu spielen oder über die Musikschule, also dieses gemeinsame Erlebnis zu haben, aber eben auch sich vielleicht individuell weiterzuentwickeln, die sind großartig. Die Chancen sind besser als an vielen anderen Standorten und eben auch Musik selbst erfahren zu können, hören zu können, das ist an Mannheim ganz toll. Also insofern sind da unsere Schwerpunkte, als Stadt insbesondere im Bereich der musikalischen Früherziehung.
Interviews & Grußbotschaften: PR-AG - Schüler:innenpresse am Moll